An welchen Körperstellen bereiten Tattoos besonders dolle Schmerzen?
Der Körper ist unterschiedlich sensibel. Einige Körperstellen sind besonders schmerzempfindlich, dort verursacht das Tattoo dann große Schmerzen. Aber wo?

Willst du dir dein erstes oder vielleicht ein weiteres Tattoo stechen lassen? Nicht nur das Motiv selbst sollte dabei wohl überlegt sein und auch der*die Tätowierer*in, der*die es sticht, denn dabei kann ziemlich viel schief gehen. Wenn du nun aber dein Traum-Tattoo kennst, dann kommt die Frage, wo soll es hin. Dabei kann es für dich sehr hilfreich sein – besonders, wenn es dein erstes Tattoo ist – zu wissen, welche Körperstellen besonders schmerzempfindlich. Dann könnte das Stechenlassen nämlich wirklich Schmerzen verursachen.
Andere Körperstellen eigenen sich allerdings besonders gut für ein erstes oder ein aufwendiges Tattoo, da sie hier gar nicht weh tun:

Wo tut es am wenigsten weh?
Grundsätzlich lässt sich hier sagen, dass dort, wo mehr Fett ist, weniger Schmerz verursacht wird. Das kennt man wahrscheinlich auch, wenn man sich stößt. Stößt man direkt mit einem Knochen wie dem Schienbein oder dem Ellbogengelenk, tut es ganz schön weh. Welche Stellen sind also schön gepolstert, damit es nicht so schmerzhaft ist? Bewegen wir uns von oben nach unten bei den schmerzunempfindlichen Stellen:
- Hals und Nacken: das wird wohl einige überraschen, aber außer um den Kehlkopf herum und direkt auf dem Wirbel am Nacken, sind der Hals und der Nacken ziemlich schmerzunempfindlich!
- Schulter: Richtung Oberarm ist es für viele erträglich, während es Richtung Brust und Rücken dann doch für einige sehr schmerzhaft ist
- Oberarm: auch hier ist die Innenseite empfindlicher als die Außenseiten
- Unterarm: außer auf der Innenseite des Unterarms, dort ist die dünnere Haut durchaus schmerzempfindlicher als außen und
- Po
- Unterschenkel: die einen finden, dass es gar nicht schmerzhaft ist, die anderen finden, es höchst unangenehm
- Oberschenkel
Und von welchen Stellen sollte man lieber die Finger lassen? Vor allem als Anfänger*in?

Wo tut es besonders doll weh?
An den Körperstellen fällt direkt auf, dass sie eben sehr wenig Fett haben.
- Gesicht: Das klingt nicht nur schmerzhaft, sondern ist es auch. Besonders an den Schläfen und rund um die Augen sind die Schmerzen nur schwer auszuhalten.
- Brust: Nicht nur die Brust, sondern auch das Brustbein können immense Schmerzen hervorrufen.
- Achselhöhle: Diese Stelle ist sehr sensibel, wodurch eine Nadel extreme Schmerzen auslösen kann.
- Rücken: Zum Teil zwar auszuhalten, Richtung Wirbelsäule jedoch sehr schmerzhaft.
- Hüfte: Diese Stelle ist unangenehm. Besonders der Nierenbereich kann ganz schön wehtun.
- Wade: Ebenso wie bei den Innenseiten des Ober- und Unterarms schmerzt auch die Rückseite des Beines.
- Gelenke: Das halten wirklich nur die ganz Tapferen aus. Vor allem die Ellen- und Kniekehle sind sehr schmerzhaft.
- Fuß: Die Haut ist hier relativ dünn und somit liegen die Knochen recht dicht unter der Haut. Die Schmerzen sind daher sehr stark.
Gibt es Tipps, wie man den Schmerz besser aushalten kann?

Tipps gegen den Schmerz:
Was passiert, wenn wir einen (starken) Schmerz empfinden? Wir verkrampfen und atmen hektisch, wodurch unser Herzschlag sich erhöht. Damit signalisieren wir unserem Gehirn, dass es einen Grund gibt, einen Schmerz zu empfinden. Damit erhöhen wir die Intensität des Schmerzes, weil wir ihn auch viel bewusster wahrnehmen. Es ist quasi wie ein Teufelskreis. Was können wir also dagegen tun?
Ablenkung und ruhig bleiben, klingt zwar banal, ist aber enorm wichtig:

Lenke dich vom Schmerz ab
Den Puls sofort zu senken, wird nur den wenigsten gelingen. Daher sollten wir mit unserer Atmung beginnen, das kennen viele vielleicht auch, wenn sie andere Schmerzen haben. Wer seine hektische Atmung in den Griff bekommt, beruhigt den Herzschlag und kann somit die Verkrampfung lösen. Das nimmt uns zwar nicht den ganzen Schmerz, kann aber die Intensität senken. Ablenkung kann helfen, Musik, ein Hörbuch, ein gutes Gespräch, etwas nebenbei gucken.
Außerdem ist dein körperlicher Zustand ausschlaggebend:

Gute Vorbereitung: Schlaf, Wasser und Ernährung
Bevor du dich in den Tattoostuhl setzt, ist es wichtig, dass du körperlich gut vorbereitet bist. Ausreichend Schlaf ist entscheidend, um deinen Körper auf die bevorstehende Herausforderung einzustellen. Dein Körper wird besser mit dem Schmerz umgehen können, wenn du ausgeruht bist. Zusätzlich ist eine gute Hydration unerlässlich. Trinke ausreichend Wasser am Tag vor deinem Tattoo-Termin, um sicherzustellen, dass deine Haut optimal auf die Tinte reagiert. Eine ausgewogene Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralstoffen kann ebenfalls dazu beitragen, dass dein Körper während des Tätowierens widerstandsfähiger ist. All diese Faktoren spielen eine Rolle, um den Schmerz während des Stechens zu minimieren und die Heilung zu fördern.
Auch während des Stechens kann Essen helfen:

Snacks während des Stechens
Während des Tätowierens kann es hilfreich sein, kleine Snacks zu sich zu nehmen. Der Prozess kann oft mehrere Stunden dauern, und dein Körper benötigt Energie, um durchzuhalten. Snacks wie Nüsse, Früchte oder ein Müsliriegel können deinen Blutzuckerspiegel stabil halten und dir helfen, länger durchzuhalten. Auch das Kauen kann eine zusätzliche Ablenkung von den Schmerzen bieten. Achte jedoch darauf, dass die Snacks leicht verdaulich und nicht zu schwer sind, um deinem Magen nicht zusätzlich zu belasten. Dein*e Tätowierer*in wird sicherlich Verständnis dafür haben, wenn du zwischendurch kleine Pausen einlegst, um etwas zu essen oder zu trinken.
Wenn eine Sitzung zu lang wird, ist es klug, sie zu unterbrechen:

Teile die Sitzungen auf
Ein Tattoo muss nicht in einer einzigen Sitzung fertiggestellt werden. Besonders bei größeren und komplexeren Motiven kann es sinnvoll sein, die Sitzungen aufzuteilen. Dies gibt nicht nur deinem Körper die Gelegenheit, sich zu erholen, sondern erlaubt auch deinem Tätowierer oder deiner Tätowiererin, mit frischen Augen und neuer Energie weiterzuarbeiten. Eine Pause zwischen den Sitzungen kann für dich weniger stressig und schmerzhaft sein. Zudem hast du die Möglichkeit, den Fortschritt zu begutachten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Plane also im Voraus und diskutiere mit deinem Tätowierer oder deiner Tätowiererin die Möglichkeit, mehrere Sitzungen zu vereinbaren.
Manche denken vielleicht, Schmerzmittel oder Betäubungssprays könnten helfen. Warum solltest das lieber lassen?

Warum du auf Betäubungssprays und Medikamente verzichten solltest
Es könnte verlockend erscheinen, den Schmerz mit Betäubungssprays oder Medikamenten zu lindern, doch ist dies keine optimale Lösung. Viele Betäubungssprays können die Hautstruktur verändern und die Qualität des Tattoos beeinträchtigen. Auch die Einnahme von Schmerzmitteln wie Aspirin oder Ibuprofen ist nicht ratsam, da sie die Blutgerinnung beeinflussen können, was zu vermehrtem Bluten während des Tätowierens führt. Dies kann die Sicht des Tätowierers auf die Haut erschweren und das Endergebnis negativ beeinflussen. Das gleiche gilt auch für Alkoholkonsum. Stattdessen ist es ratsam, auf die bereits erwähnten natürlichen Methoden der Schmerzlinderung zurückzugreifen und den Prozess so natürlich wie möglich zu halten, um die beste Erfahrung und das beste Ergebnis zu erzielen.
Schmerzen sind allerdings eh sehr individuell:

Kenne deine Schmerzgrenze
Wie bei so vielen Dingen im Leben, sind auch Schmerzen und Schmerzempfinden sehr individuell. Das kann nicht nur von der Tagesform, dem Schlaf und der Ernährung abhängig sein, sondern zum Beispiel auch vom Geschlecht. Frauen sind häufig weniger schmerzempfindlich als Männer, das kann zum Beispiel evolutionäre Gründe allein schon durch das Gebären haben, aber auch zum Beispiel an einer gewissen Gewohnheit durch die Menstruation liegen. Viele Tätowierer*innen erzählen, dass sich Männer beim Tätowieren mehr beklagen als Frauen. Gerne wird sowohl von Menschen mit Tattoos als auch von welchen, die sie stechen, der Scherz gemacht, dass wer ein Intimwaxing oder epilieren aushält, auch kein Problem mit einem Tattoo hat. Es ist also wichtig einschätzen zu können, ob der Schmerz, der einem bevorsteht, für einen ertragbar sein könnte oder nicht.