Darum reicht die Tür auf öffentlichen Toiletten nie bis zum Boden

Du hast bestimmt auch schon mal eine öffentliche Toilette benutzt! Ist dir dabei aufgefallen, dass die Tür nie bis zum Boden reicht? Das hat einen Grund:

Ein Mann auf einer öffentlichen Toilette.
Quelle: IMAGO / Hindustan Times

Immer wieder begegnen uns im Leben Dinge, die wir einfach nicht verstehen. Warum wurde etwas genau so designt und nicht anders? Was ist der Zweck dahinter? Oftmals bleiben unsere Fragen unbeantwortet. Auch das Design von Türen auf öffentlichen Toiletten gehört für viele dazu. Warum sind sie halb-offen und haben eine Öffnung über dem Boden, sodass es gar keine richtige Privatsphäre gibt? Hat da etwa jemand einfach nicht mitgedacht? Die Vermutung liegt nahe, doch tatsächlich handelt es sich um ein bewusstes Tür-Design – und die Gründe dafür sind nicht nur plausibel, sondern mitunter auch wirklich wichtig, wenn man darüber nachdenkt!

Wir haben sie für euch zusammengefasst.

Rettungskräften soll der Zugang zu Toiletten erleichtert werden.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Grund #1: Rettung im Notfall

Der offensichtlichste Grund zuerst: Im Falle eines Notfalls schafft man es durch das halb-offene Design der Türen leichter, sich aus der Kabine zu befreien. Man kann, je nach Bauart, darunter hindurch oder darüber klettern, wenn die Tür nicht öffnet. Außerdem ist es durch die spezielle Bauart auch leichter, Hilferufe nach draußen abzusenden. Wenn sich andere Menschen im Raum vor der abgeschlossenen Tür sind, können sie so einfach Rettungskräfte benachrichtigen oder selbst etwas unternehmen. Wir sehen also, dass das Design nicht primär dafür geschaffen ist, uns zu nerven – im Gegenteil, es soll uns im Zweifelsfall sogar helfen!

Auch der nächste Grund ist plausibel:

Das Design der halb-offenen Türen ist auch zum Schutz gedacht.
Quelle: IMAGO / YAY Images

Grund #2: Schutz vor missbräuchlicher Nutzung

Ein weiterer, wenig beachteter Gedanke, der sich hinter dem Design der halb-offenen Türen in öffentlichen WCs verbirgt: Da die Menschen sich hier eher beobachtet fühlen, ist es unwahrscheinlicher, dass sie hinter verschlossenen Türen Verbotenes tun oder Vandalismus betreiben. Der Gedanke dabei ist, dass man gar nicht erst Räume schafft, in denen sich Leute leichter zu verbotenen Handlungen hinreißen lassen, da sie sich im kompletten Schutz der abgeschlossenen Tür wähnen. Das ist vielleicht kein sonderlich beruhigender Gedanke, allerdings ein zwingend notwendiger, wenn es um die Planung und vor allem auch die Sicherheit in öffentlichen Toiletten geht. 

Es ist aber auch manchmal ganz simpel:

Die Form der Toilettentüren ist auch eine Frage des Preises.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Grund #3: Geringere Kosten

Es mag vielleicht lächerlich klingen, weil es so naheliegend und simpel zu erklären ist. Aber je kleiner die Tür, desto kleiner auch der Preis. Das leuchtet ein, oder? In der Produktion wird weniger Materialien verwendet und so werden insgesamt Kosten eingespart. Schließlich müssen wir alle irgendwo schauen, wie wir sparen können – warum sollte das nicht auch für Betreiber*innen von öffentlichen WCs und Toiletten gelten. Vor allem sind die halb-offenen Türen aber auch leichter und preisgünstiger in die Toiletten einzubauen als solche, die unten ganz abschließen. Wir sehen also, dass die Vorteile einer kleineren Tür auf der Hand liegen!

Es gibt aber noch weitere Gründe:

Besetzt oder nicht? Durch die Tür wird es deutlich.
Quelle: IMAGO / Shotshop

Grund #4: Kürzere Wartezeiten

Ein weiterer Vorteil von Toilettentüren, die unten geöffnet sind: Man erkennt schneller, ob die Toilette besetzt ist. Wir alle kennen die Situation wohl von zuhause oder wenn wir irgendwo zu Besuch sind. Die Tür zur Toilette oder zum Badezimmer ist geschlossen – doch befindet sich wirklich gerade eine Person darin? Warten könnte zu lange dauern, aber klopfen oder gar die Tür einfach aufreißen könnte in wirklich peinlichen Situationen enden. Auf öffentlichen Toiletten wirst du diesem Dilemma aber aller Voraussicht nach nie begegnen. Durch den Türspalt wird die Lage sofort klar. Und unter Umständen kann dies Wartezeiten auch sehr verkürzen.

Auch Folgendes ist logisch:

Toilettenpapier kann durch die Öffnungen gereicht werden.
Quelle: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Grund #5: Die Sache mit dem Papier ...

Wer kennt es nicht? Gerade befindet man sich in der Kabine, die man sich ausgesucht hat. Alles gut soweit! Doch viel zu spät bemerkt man das Fiasko: Es fehlt das Toilettenpapier. Doch es gibt eine einfache Lösung. Wenn Kabine und Tür nicht mit dem Boden abschließen, kann man sich das Papier aber einfach aus der Toilette nebenan rüberreichen lassen – praktisch! Wenn es keine Öffnung gäbe, würde das wohl nicht gelingen und in dem Fall wären wir wirklich ratlos, was zu tun ist. Eine von unten offene Toilettentür kann somit schnell zu einem praktischen Vorteil werden. Der Tipp sollte wohl wirklich jedem einleuchten!

Doch es geht auch darum:

Die Luft kann besser zirkulieren, wenn Toilettenböden nicht bis nach unten reichen.
Quelle: IMAGO / Pond5 Images

Grund #6: Verbesserung der Luftzirkulation

Ein weiterer, oft übersehener Vorteil der halb-offenen Toilettentüren ist die verbesserte Luftzirkulation. In geschlossenen Räumen, wie Toilettenkabinen, kann es schnell stickig und unangenehm werden. Durch die Öffnung unten an der Tür kann frische Luft zirkulieren, was nicht nur für eine angenehmere Atmosphäre sorgt, sondern auch die Verbreitung von unangenehmen Gerüchen reduziert. Diese Art der Belüftung ist besonders in stark frequentierten öffentlichen Toiletten von Vorteil, wo viele Menschen in kurzer Zeit ein- und ausgehen. Eine gute Luftzirkulation trägt dazu bei, die Luftqualität zu verbessern und das Gesamterlebnis der Toilettennutzung angenehmer zu gestalten.

Doch es gibt noch einen weiteren, simplen Vorteil:

Putzkräfte kommen bei geöffneten Türen schneller in die Kabine und können besser putzen
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Grund #7: Hygiene und Sauberkeit

Hygiene ist ein zentrales Anliegen in öffentlichen Toiletten, und die halb-offenen Türen leisten auch hierzu einen Beitrag. Da die Türen nicht bis zum Boden reichen, fällt es Reinigungskräften leichter, den Boden der Kabinen effektiv zu reinigen, ohne die Tür öffnen zu müssen. Dies spart Zeit und stellt sicher, dass auch schwer zugängliche Ecken sauber bleiben. Zudem verhindert diese Bauweise, dass sich Schmutz und Flüssigkeiten an der Tür ansammeln, was bei einer vollständigen Tür häufiger passieren könnte. Diese gestalterische Entscheidung fördert somit nicht nur die Sauberkeit, sondern erhöht auch die Effizienz der Reinigungsvorgänge.

Doch was hat es mit dem psychologischen Aspekt dieser Türen auf sich?

Menschen, die sich schnell eingeengt fühlen, haben Probleme mit geschlossenen Toilettentüren
Quelle: IMAGO / Pond5 Images

Grund #8: Reduzierung des Gefühls der Isolation

Ein weiterer Vorteil, der oft unbemerkt bleibt, ist die psychologische Wirkung der halb-offenen Türen. In einer vollständig geschlossenen Kabine könnten sich manche Menschen unwohl oder gar eingesperrt fühlen. Die Öffnung am Boden vermittelt ein Gefühl von Offenheit und Sicherheit, da man sich nicht vollständig abgeschottet fühlt. Dies kann besonders für Menschen mit Klaustrophobie ein entscheidender Vorteil sein, da sie sich in solchen Kabinen wohler fühlen. Die Türgestaltung trägt also dazu bei, ein einladenderes und weniger beängstigendes Umfeld zu schaffen, was die Erlebnisqualität in öffentlichen Toiletten verbessern kann.

Aber wie sieht es mit der kulturellen Perspektive aus?

Es hängt auch mit der Kultur des jeweiligen Landes zusammen, ob die öffentlichen Toiletten eher offen oder eher geschlossen gestaltet sind.
Quelle: IMAGO / Design Pics

Grund #9: Kulturelle Praktiken und Normen

In verschiedenen Kulturen gibt es unterschiedliche Normen und Praktiken in Bezug auf Privatsphäre und Toilettennutzung. Die halb-offenen Türen auf öffentlichen Toiletten reflektieren oft kulturelle Anpassungen und gesellschaftliche Erwartungen. In vielen westlichen Ländern wird weniger Wert auf absolute Privatsphäre gelegt, während in anderen Kulturen vollständig geschlossene Toiletten bevorzugt werden. Die Gestaltung der Türen kann daher auch als Kompromiss gesehen werden, der sowohl den Bedarf an Privatsphäre als auch an Funktionalität abdeckt. Diese Türen sind ein Beispiel für die Anpassung an kulturelle Gegebenheiten und die Notwendigkeit, öffentliche Einrichtungen so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen einer vielfältigen Nutzergruppe gerecht werden.

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