Wie ein Kinderfoto im Netz das Leben eines Babys rettet
Ein junger Vater veröffentlichte ein lustiges Kinderfoto seines Babys nach dem ersten Bad, was ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hat.
Babys und ihre Grimassen – wer liebt sie nicht? Gerade Eltern könnten ihre Kleinen rund um die Uhr abknutschen. Ähnlich erging es auch einem frischgebackenem Vater, der die komische Grimasse seiner Tochter nach dem ersten Bad auf einem Kinderfoto verewigen wollte. Auch der Internet-Gemeinde wollte der Vater das Bild nicht vorenthalten. Zum Glück! „Süß“, dachten sich die meisten. Doch ein Kommentar ließ alle aufhorchen und rettete dem Kind vermutlich das Leben.
Es war die Stimme eines Kinderarztes, der das Baby vor Schlimmeren bewahrte ...
#1 Reddit-Kommentar rettet Tochter das Leben
Der Vater badete seine neugeborene Tochter zum ersten Mal. Der Kleinen schien dies jedoch nicht sonderlich zu gefallen, denn sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Der Vater dachte sich noch nichts dabei, machte einen Schnappschuss von sich und der scheinbar witzigen Grimasse. Kurz darauf veröffentlichte er den Schnappschuss auf der Online-Plattform „Reddit“. Die meisten Nutzer*innen erfreuten sich ebenfalls an der Grimasse und hinterließen lustige Kommentare wie „Sie hat sich wahrscheinlich wegen deiner Tattoos erschrocken“.
Doch ein Kommentar ließ die gesamte Internet-Gemeinde aufhorchen …
So schrieb der Kinderarzt: „Sind ihre Augen ein bisschen gelb? Es sieht für mich ein wenig danach aus. [...] Vermutlich ist alles in Ordnung, aber es könnte ein Symptom für Neugeborenengelbsucht sein. Das ist in den ersten Lebenswochen nicht unüblich. Wenn ihre Augen und Haut wirklich gelblich aussehen und sie bisher noch nicht beim Arzt oder einer Ärztin war, lass das mal kontrollieren. Gezeichnet: Ein paranoider Kinderarzt.“ Der Vater zögerte nicht lange und brachte seine Kleine direkt zum Arzt. Dort bestätigte sich die Vermutung des „paranoiden Kinderarztes“. Die Gelbsucht ist zwar relativ harmlos, sollte sie jedoch nicht erkannt und behandelt werden, kann sie lebensgefährliche Folgen haben. Dies blieb der kleinen Familie glücklicherweise dank eines aufmerksamen Kinderarztes erspart.
Auch die nächste Geschichte ist nur durch Social Media so glimpflich ausgegangen ...
#2 Mutter rettet ihr Kind vor vollständiger Erblindung
Auch der nächsten Fall wäre ohne Social Media wohl anders ausgegangen. Denn eine Mutter rettet ihrer fünfjährigen Tochter das Leben, weil sie auf einem Foto etwas erschreckendes entdeckt. Aber von vorne: Bereits Ende 2019 hatte die damals 29-jährige Mutter Victoria bemerkt, dass ihre Tochter Nancy schielte. Weil sie aber in der Schule problemlos zurecht kam, machte sie sich keine großen Sorgen. Doch dann las Victoria in den sozialen Netzwerken etwas darüber, dass man durch ein Foto mit Blitz Krebs erkennen kann. Klingt zunächst seltsam, doch sie merkte sich, dass wenn auf dem Bild über dem Auge ein Licht erkennt, dies ein erster Hinweis auf die Krankheit sein kann.
Also fotografierte Victoria ihre Tochter ...
Sie machte eine grausige Entdeckung. Denn tatsächlich gab es laut Victoria „ein massives Leuchten über ihrer linken Pupille“. Dies konnte man auf dem Foto, auf dem Nancy mit ihrer Schwester zu sehen ist, gut erkennen. Und auch die Sehkraft des kleinen Mädchens schien eingeschränkt zu sein, denn immer wenn Victoria das gesunde Auge verdeckte, sagte Nancy ihr, dass sie nicht sehen könne. Schnell ging sie mit ihrer Tochter in eine Augenklinik und tatsächlich: Dort wurde klar, dass sie an einem Retinoblastom leide. Dies ist ein bösartiger Tumor der Netzhaut. Ein Schock für die Mutter: „Ich erinnere mich, dass ich nach draußen gegangen bin, um meinen Partner zu treffen, und ich bin nur unter Tränen zusammengebrochen. Ich sagte es meinem Partner Sonny und er brach ebenso zusammen.“ Doch sie beschlossen, dass sie für Nancy stark sein müssen und gingen schlussendlich einen entscheidenden Schritt.
Nun musste auch die Tochter stark sein:
Etwas mehr als eine Woche später unterzog sich Nancy einer 45-minütigen Operation. Hier wurde der Tumor in einem speziellen Retinoblastom-Zentrum entfernt. Alternativ hätte die Familie sich auch für eine Chemotherapie entscheiden können, doch bei einer Operationen stiegen die Chancen für eine endgültige Entfernung des Tumors. Schon zwei Wochen nach dem Eingriff konnte die kleine Nancy bereits wieder zur Schule gehen und ihrem Hobby dem Reitsport nachgehen. Im neuen Jahr erhielt sie dann eine Augenprothese, die ihr das nötige Selbstvertrauen zurückgab. Das fünfjährige Mädchen war sogar schon so weit, dass sie irgendwann Witze über ihr Fake-Auge machte und zudem total selbstverständlich damit umgehen konnte.
Doch welche Symptome weisen zusätzlich auf die Krankheit hin?:
#3 Symptome Retinoblastom
Sehr kleine Retinoblastome verursachen anfangs meist keine Symptome und bleiben oft unbemerkt. Beschwerden treten in der Regel erst auf, wenn der Tumor größer wird und das Sehvermögen beeinträchtigt oder das Auge vollständig erblindet. Häufig äußert sich dies durch Schielen, wenn ein Auge bereits blind ist. Bei über zwei Drittel der betroffenen Kinder ist das erste Anzeichen das weiße Aufleuchten der Pupille (Leukokorie), was oft beim Fotografieren auffällt und auf ein fortgeschrittenes Tumorwachstum hinweist. Seltener kann es zu Augenschmerzen, Rötungen oder Schwellungen durch einen erhöhten Augeninnendruck kommen. Eltern sollten auf Warnzeichen wie erweiterte oder verfärbte Pupillen, Schielen oder Sehschwäche achten. Falls diese Symptome auftreten, ist es wichtig, unverzüglich einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Eine frühzeitige Diagnose erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Kinder mit familiär erhöhtem Risiko sollten auch ohne Beschwerden regelmäßig untersucht werden, um ein Retinoblastom frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
So häufig kommt die Krankheit in Deutschland vor:
#4 Häufigkeit
Das Retinoblastom ist eine seltene Krebserkrankung in Deutschland, jedoch der häufigste Tumor des Auges im Kindesalter. Statistisch gesehen tritt bei etwa einem von 18.000 bis 20.000 Kindern ein Retinoblastom auf. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 60 Kinder an dieser Tumorform. Jungen und Mädchen sind dabei gleichermaßen betroffen. Der Tumor entwickelt sich fast immer vor dem fünften Lebensjahr, da er nur von unreifen Netzhautzellen ausgehen kann. Rund 80 Prozent der betroffenen Kinder sind jünger als vier Jahre, wobei die meisten Diagnosen im ersten Lebensjahr gestellt werden.
So entsteht ein Retinoblastom:
#5 Entstehung des Retinoblastoms
Das Retinoblastom entsteht durch zwei genetische Mutationen in den Vorläuferzellen der Netzhaut. Diese Veränderungen können spontan in einzelnen Zellen auftreten oder vererbt sein. In Deutschland ist bei etwa der Hälfte der betroffenen Patient*innen die Erkrankung erblich, was das Risiko erhöht, dass auch weitere Familienmitglieder betroffen sind. Beim nicht-erblichen Retinoblastom treten die Mutationen nur in den Tumorzellen auf und betreffen in der Regel nur ein Auge. Diese Form ist nicht vererbbar. Das erbliche Retinoblastom hingegen entsteht durch eine Mutation in allen Körperzellen des Kindes, sodass oft beide Augen betroffen sind. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für andere Krebserkrankungen, insbesondere Knochen- und Weichteilsarkome. Die Veranlagung kann direkt nach der Geburt durch einen Gentest nachgewiesen werden, denn eine frühe Diagnose ist entscheidend. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen sind wichtig, um Tumore frühzeitig zu erkennen. In betroffenen Familien sollten Eltern und Geschwister ebenfalls genetisch und augenärztlich untersucht werden, um das Risiko für weitere Erkrankungen zu bestimmen.
Zum Schluss: Welche Behandlungsmethoden gibt es?:
#6 Behandlungsmethoden
Das Retinoblastom, ein seltener Augentumor bei Kindern, erfordert je nach Ausbreitung und Schweregrad verschiedene Behandlungsmethoden. Die Operation, bei der das betroffene Auge entfernt wird, ist oft die sicherste Methode, besonders bei einseitigem Befall und fortgeschrittener Krankheit. Wenn der Tumor frühzeitig erkannt wird, können augenerhaltende Therapien wie Lasertherapie, Kryotherapie oder Brachytherapie (Bestrahlung) angewandt werden, um den Tumor zu zerstören und das Sehvermögen zu erhalten. Bei beidseitigem Befall versuchen Ärzt*innen, zumindest ein Auge zu retten, indem sie verschiedene Methoden kombinieren, beispielsweise eine Chemotherapie zur Tumorverkleinerung, bevor weitere Behandlungen folgen. Die Strahlentherapie kommt bei größeren Tumoren oder fortgeschrittenen Fällen zum Einsatz, wenn andere Verfahren nicht möglich sind. Neben der perkutanen Strahlentherapie wird die Brachytherapie häufig angewandt, da sie gezielt den Tumor bestrahlt und umliegendes Gewebe schont. In Fällen mit Metastasen oder Glaskörperbefall wird meist eine Chemotherapie kombiniert. Das Ziel jeder Behandlung ist, den Tumor zu zerstören, das Leben des Kindes zu retten und wenn möglich, das Sehvermögen zu erhalten.